von neuruppin nach havelberg

Wir waren vom 15. April 2014 bis zum 20. April 2014 unterwegs.
Über 100 Kilometer liefen wir auf unserer ersten Reise durch das Ruppiner und Prignitzer Land.
Nach einer Andacht in der Klosterkirche Neuruppin starteten wir gemeinsam zur ersten Etappe. Unser erstes Ziel lautete Wustrau. Ungefähr 10 Kilometer waren für den Anfang sehr gut und auch das Wetter war ideal. Mit viel guter Laune kamen wir dort an.
Am nächsten Tag brachen wir früh auf, denn wir wussten, dass der Weg nach Wusterhausen schwer werden würde. Über viele Dörfer liefen wir. Die Temperatur war im Vergleich zum Vortag deutlich angestiegen und betrug gefühlte 25 °C bei fast wolkenlosem Himmel. So mancher Wasservorrat ging bei ungefähr 20 Kilometern zur Neige und so leisteten wir uns eine Pause, in der wir Wasser an einem öffentlichen Brunnen nachfüllten. Die Motivation stieg, als wir in der Ferne schon die Wusterhausener Kirchtürme sahen. Der Weg dahin war aber weiter als gedacht und schlauchte ziemlich. Nach 40 Kilometern kamen wir erschöpft, aber glücklich, mit manchen Sonnenbränden und wunden Füßen in unserer Unterkunft an.
Das Etappenziel am nächsten Tag hieß Göricke; ein Dorf, von dem keiner von uns je gehört hatte. Dementsprechend ungewiss war der Tag. Es ging vorerst durch Kyritz. Dort verließen uns leider die ersten beiden Pilger. Mit zwei Mitstreitern weniger setzten wir unseren Weg fort - durch Felder und Wälder. Es zog sich ewig hin und langsam breitete sich Unmut aus. Als wir gegen 17 Uhr ein Schild sahen, auf dem noch 7 Kilometer bis nach Göricke vermerkt waren, wussten wir, dass wir uns langsam dem Ziel näherten. Jedoch leider auch, dass wir nicht mehr auf unserer Route unterwegs waren und von dort, mehr oder weniger, auf gut Glück liefen. Mit letzendlich 35 Kilometern in den Knochen kamen wir in Göricke an. Dort mussten wir uns leider von zwei weiteren Pilgern verabschieden.

Mit Unzufriedenheit vom letzten Tag machten wir uns von dort auf den Weg nach Bad Wilsnack, um dort gemeinsam den Karfreitag in der Wunderblutkirche zu verbringen. Der Tag verlief sehr ruhig. Wir liefen, manche mit Stöcken als Unterstützung für's Gehen, durch Wälder und bekamen so zum Glück nicht allzu viel vom Hagelschauer ab. Passend zum Karfreitag spielte das Wetter verrückt: Es schwankte zwischen 20°C mit Sonnenschein und vereinzeltem Donnergrollen gepaart mit Regen- sowie Hagelgüssen. Munter und fußlahm kamen wir nach "nur" 20 Kilometern schließlich an unserem heutigen Tagesziel an. Dort genossen wir die Kirche in einem alten Pilgerzentrum, das zur Zeit der Ablassbriefe an Bedeutung verlor, da man für die Vergebung der Sünden nicht mehr nach Santiago laufen müsse, sondern es einfach ausreiche, Briefe zu kaufen - so der Glaube damals. Wir laufen trotzdem, jedoch nicht um der Vergebung Willen.
An unserem letzten Tag, an dem es zu pilgern galt, war es warm und windig. Der Wind machte die Wärme erträglicher. Wir begegneten vielen Leuten, die das schöne Wetter genossen. Einige von ihnen waren sehr interessiert an unserem Vorhaben und zollten Respekt. Damit gestärkt hieß es, die letzten 20 Kilometer zu bewältigen. Diese vergingen sehr schnell und plötzlich war schon der Havelberger Dom zu sehen. Wir mussten jedoch, um die Havel zu überqueren, erst auf eine Brücke warten und somit entfernte sich der Dom immer weiter von uns. Nach geschätzten 7 Kilometern mit dem Ziel vor Augen, kamen wir schließlich an. Jubelnd am Dom ankommend, zogen wir wieder viele neugierige Blicke auf uns.
Gemeinsam feierten wir Ostern 2014 und wachten die Nacht zum Ostersonntag durch. Morgens um 6 wurde unsere Reise mit einer Andacht zu Ende gebracht und müde fuhren wir mit dem öffentlichen Nahverkehr zurück nach Neuruppin. Dabei kamen wir an so manchen Stellen vorbei, an denen wir vor Tagen noch gelaufen sind. Innerhalb von einer Stunde hatten wir den Weg geschafft, den wir zuvor 5 Tage lang per pedes zurückgelegt hatten. Das war für einige ein wenig deprimierend, aber die Freude überwiegte, es geschafft zu haben.

 

...und das war erst der Anfang...