Erster Tag: Neuruppin – Halberstadt 11.09.2016

 

Es geht wieder los!

 

Nach einem guten halben Jahr sind wir wieder auf Tour. Mit neuen Gesichtern und einer neuen Strecke bereiten wir uns auf unsere Pilgertour nach Rom vor. Dieses Mal geht es von Halberstadt nach Naumburg. Einen Ruhetag gibt es diesmal leider nicht, dafür haben wir zwei „halbe Tage“. Wir sind gespannt, was kommt und wie es wird. Aber man merkt, wie die Lust auf das Pilgern alle fröhlich stimmt, wie das gemeinsame Ziel unbekannte Menschen miteinander verbindet und sie nach kurzer Zeit sich wie alte Freunde unterhalten. Wir sind unglaublich froh, wieder hier zu sein.

 

 

 

Zweiter Tag: Halberstadt – Quedlinburg 12.09.2016

 

Engel müssen keine Flügel haben.

 

Heute Morgen dachten wir noch, dass uns bei „nur“ 20km ja nichts passieren kann. Es sollte ja ein bisschen wärmer werden, da frieren wir wenigstens nicht. Da muss man beim Pilgern pragmatisch denken. So hatten wir uns das zumindest gedacht. Aber als wir dann merkten, dass wir eine fast baumlose Strecke vor uns hatten und die Sonne mit 30° unbarmherzig auf uns niederbrannte, waren wir dann doch überrascht. Das es SO heiß werden würde, damit hatte wirklich keiner gerechnet. Es wehte kein Lüftchen und so mussten wir eine fast unbewohnte Strecke in praller Sonne bewältigen. Irgendwann war unser Wasser alle. Aber was konnten wir schon machen, außer weiterlaufen. Und so ging es vorbei an Feldern, wo Schnitzelverpackungen und Müller-Milch Flaschen wuchsen. Deswegen sollte der Text hier eigentlich anders heißen: „Dort, wo die Schnitzel wachsen“. Aber dann sind wir faszinierenden Wesen begegnet: Menschen! Welche auch nach der 20. Person, die um Wasser bat, freundlich unsere Flaschen auffüllte. Engel ohne Flügel, wie sie es öfter auf diesem blauen Planeten geben sollte. Und das ist der Grund, warum dieser Text nun so heißt.

 

 

 

Dritter Tag: Quedlinburg – Ballenstedt 13.09.2016

 

Wie Tarzan (oder auch: Wenn man ganz unten angekommen ist, geht es nur noch in eine Richtung: nach oben!)

 

Nachdem der gestrige Tag so ein Desaster war, haben wir alle daraus gelernt und mehr zu trinken mitgenommen. Auch der Weg war heute deutlich angenehmer. Deutlich bergiger, aber auch mehr im Schatten. Es ging durch Wälder, vorbei an Kirchen oder halt doch mal durch die, immer noch knallende, Sonne. Es waren heut nur 19km, doch die zogen sich ein ganz schönes Ende. Aber dann, kurz vor dem Ziel kamen wir an einem Badesee vorbei. Was heißt: Rucksäcke runter und rein ins kühle Nass. Badesachen werden ja bekanntlich überbewertet und so sind wir einfach mit unseren Sachen da rein. Haben uns wie Tarzan gefühlt, als wir ein Seil entdeckten, mit dem man ins Wasser springen konnten. Es hat allen unglaublich Spaß gemacht. Unsere Unterkunft heute ist ein Jugendhaus mit Badewanne. Wir hatten also ein ganzes, wunderschönes Haus für uns alleine und haben am Lagerfeuer Abendbrot gegessen.

 

 

 

Vierter Tag: Ballenstedt – Hettstedt 14.09.2016

 

Wie man Karten richtig liest…

 

Heute Morgen wollte es einfach nicht klappen. Egal wie doll wir uns beeilt haben, wir sind einfach nicht fertig geworden. Bei 35km kann es da schon auf eine Stunde ankommen.  In der ersten pause haben wir dann erstmal Kartenlesen gelernt. Denn, wie fälschlicher Weise viele glauben, geht es nicht bergab, wenn der Weg auf der Karte nach unten geht, sondern nur nach Norden. Wenn man die Karte dann umdreht, geht der Weg dann nach oben, oder wie war das jetzt noch mal? Und damit wir dann auch noch wirklich was von der Welt sehen, sind wir ein paar „Abkürzungen“ gelaufen. Aber es ist hier unmöglich, ohne Karte den Weg zu finden. So einen schlecht ausgeschilderten Pilgerweg haben wir noch nicht erlebt. Selbst mit Karte nehmen wir immer noch die falsche Abzweigung. Nachdem wir ein paar nette Einwohner gefragt haben, die uns mitteilten, das wir komplett falsch sind, sind wir stundenlang eine Asphaltstraße langgelaufen. So ist das halt. Aber irgendwie hat es auch Spaß gemacht. Das verstehen wahrscheinlich auch nur Pilger, wie man daran Freude finden kann.

 

 

 

Fünfter Tag: Hettstedt – Eisleben 15.09.2016

 

 Uhlala. Das ist aber nobel hier.

 

Heute ging es 19km zu der Lutherstadt Eisleben.  Es war nicht mehr ganz so warm, wie die letzten Tage, aber die Luft drückte und so kamen wir doch schon ins schwitzen. Aber so freuten wir uns umso mehr, als wir in der Mittagspause alle ein „Eis am Paddel“ in die Hand gedrückt bekamen. Mit unserem geliebten Spiel „Werwolf“ haben wir uns die Zeit vertrieben. In Eisleben sahen wir uns einer sehr, wirklich sehr, noblen Unterkunft gegenüber. Frisch renoviert/restauriert. Mit riesiger Dusche und einem einsehbarem Bad,  was für viele Lacher sorgte. Auch einen eigenen Innenhof hatten wir und so saßen wir bis spät in die Nacht unterm Sternenhimmel und spielten Karten.

 

 

 

Sechster Tag: Eisleben – Rothschirmbach 16.09.2016

 

Die Autobahnkirche

 

Der Tag begann mit einem bombastischen Sonnenaufgang. Und als dann extra für uns noch die Stadtkirche aufgeschlossen wurde, waren wir glücklich. Nach einer Andacht zogen wir los. Eigentlich wäre heute ein Ruhetag an der Reihe, aber das hat leider Übernachtungstechnisch nicht funktioniert, sodass wir heute dann nur 14km gelaufen sind. Heute hatten wir den ersten Niesel, welchen wir genossen haben. Die Nacht werden wir direkt in einer Autobahnkirche verbringen. Mit riesigen Wolfsspinnen und selbstmordgefährdeten Wespen. Aber es gibt einen echt tollen Spielplatz vor der Kirche, welchen wir ausgiebig genutzt haben.

 

 

 

Siebenter Tag: Rothenschirmbach – Querfurt  17.09.2016

 

Es regnet.

 

Es regnet. Schon als wir am morgen von lauter Metalmusik geweckt wurden und in einen Einkaufslanden frühstücken gingen, regnete es. Als wir dann fertig waren, wurde der regen immer stärker. Aber das ist wie ne Tür- musste durch. Eigentlich war es auch ganz angenehm, nach den letzten Tagen in praller Sonne, sogar schön. Es ging vorbei an Dörfern, die gefühlt alle gleich heißen, unter Autobahnbrücken durch und durch einen wunderschönen Wald. Relativ schnell waren wir dann in Querfurt angelangt. In einer top Unterkunft, aus der wir garnicht mehr weg wollten. Aber der Einkauf erledigt sich leider nicht von selber und so konnten wir mit dem super hilfsbereiten Pfarrer doch noch ein paar freiwillige finden, die sich noch einmal rausgetraut haben. Dafür gab es dann zum Abendbrot sogar heiße Schokolade mit Marschmellows. Mhhh…

 

 

 

Achter Tag: Querfurt – Mücheln 18.09.2016

 

Dank dem Pfarrer hatten wir heute Morgen Aufgebackene Brötchen (Man Beachte: Es waren mindestens 60 Stück die er aufgebacken hat! Und es war das erste Mal, dass er sowas gemacht hat) Nacg einer Andacht in der hübschen Kirche brachen wir zur Burg auf, um sie uns von der Nähe anzuschauen. Generell sind wir auf dieser Tour einigen Burgen begegnet. Kurz darauf nahmen wir das erste Mal an diesem Tag eine „Abkürzung“ . Die Erste von vielen. Statt den geplanten 23km sind wir heute 28km gelaufen. Dazu brauch man eigentlich garnichts mehr zu sagen. Das kann sich jeder selbst denken, wie das ausgesehen hat. Aber dennoch hatten wir einen unglaublichen Ausblick den Berg hinunter. Dafür hat sich das schon irgendwie gelohnt.

 

 

 

Neunter Tag: Mücheln – Roßbach (Naumburg) 19.09.2016

 

Last but not least.

 

Zu früh für alle ging es heute morgen aus den Federn. Die Aussicht auf richtige Betten, drei duschen und sich nicht ums Essen kümmern zu müssen, lockte alle. Wir wollten erst nach  Naumburg laufen, uns dort den Dom anschauen und dann weiter nach Roßbach in eine, schon manchen bekannte, Unterkunft. Kurz vor Naumburg gab es dann die einzigen 5m auf dieser Tour, die wir nicht selbst gelaufen sind. Wir mussten eine Fähre nehmen, um über den Fluss zu kommen. Das war so old school und echt toll. So mussten wir zum Beispiel den Fährmann herbeiläuten und dann wurden wir per Hand an einem Stahlseil über den Fluss gezogen. Alles per Muskelkraft. Dann mussten wir uns aber noch beeilen, um rechtzeitig vor der Schließzeit am Naumburger Dom anzukommen. Nach einer kleinen Führung und einer kleinen Andacht ging es weiter nach Roßbach. Die „Alten Hasen“ unter uns kannten diesen Weg schon vom letzten Herbstpilgern. Damals haben wir dort auch schon übernachtet. Für die „Neuen“ gab es da eine Überraschung. Nach einem total leckerem Essen mussten wir nämlich noch einmal 200 Stufen zu unserer Unterkunft hoch. Und zu der allabendlichen Andacht dann nochmal runter… und dann wieder hoch. Aber so schlimm wie das jetzt klingt ist das nach einer Woche pilgern nun auch nicht mehr. Bis tief in die Nacht haben wir noch „Werwolf“ gespielt. Und zwar aus einem ganz besonderem Grund…

 

 

 

Zehnter Tag: Roßbach – Neuruppin     20.09.2016

 

Home sweet Home

 

… denn pünktlich um 0:00 Uhr stimmten wir „Happy Birthday“ für unser Geburtstagskind an. Wunderkerzen und Teelichter durften natürlich nicht fehlen. Die Torte würde es erst zum Frühstück geben.

 

Zum Frühstück wurde dann nochmal gesungen und es gab endlich die heißersehnte Torte. Später wurde spontan entschieden, dass wir an diesem Morgen nicht mehr nach Naumburg laufen, sondern gleich von hier den Zug zum Hbf nehmen würden. Die Rückfahrt klappte super. Und in Neuruppin angekommen wurden Eltern freudig begrüßt und die Mitpilger mit Tränen und langen Umarmungen verabschiedet. Es bleiben die Erinnerungen an diese Tour, die uns noch lange begleiten werden und die uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden.