15.09.2015 Villafranca del Bierzo

 Singing in the rain

Da es heute ab Mittag regnen sollte, hatten wir beschlossen schon um 6 Uhr zu frühstücken. Leider nieselte es zu der Zeit auch schon. Unser Atem stand wolkenweis in der Luft, so kalt war es. Trotzdem hatte jeder die Motivation so schnell wie möglich anzukommen. Der morgige Ruhetag lockte uns. In einer Kirche am Wegesrand holten wir die Morgenandacht nach. Der miese Niesel hielt die ganze Zeit über an. Auf dem Asphalt war dies aber kein großes Problem. Die bergige Landschaft hatten wir erstmal hinter uns gelassen. Allerdings spürten alle die Knochen vom Vortag. Langsam wurde es dann wieder hügeliger. Doch die Asphaltstraße hielt an. Als es gegen Mittag richtig anfing zu plattern, beschlossen wir eine Pause zu machen. In einem Einkaufszentrum fingen wir an zu tanzen. Einfach so. Weil es Spaß macht und es draußen regnet.  Die Leute machten mit.  Als der Regen dann nachließ, ging es weiter. Doch anstatt die Sonne zu sehen, wurde der Regen stärker. Einzige Option: weiter machen und das nutzen, was einem gegeben ist. Was hat man auf dem Camino mit? Nur sich selbst und unsere Stimmen. Also fingen wir an zu singen. Und während unsere Jacken durchweichen schmettern wir Lieder wie „sinnig in the rain“ (bloß ohne Text) oder „kanibalen“. An den Weg unter den Füßen und den Regen über den Köpfen denken wir lange nicht mehr. Der Jakobsweg wechselt zwischen Matsch und Asphalt. Manchmal regnet es, manchmal nicht. Doch das ist uns egal. Wir sind angekommen, keiner kann uns mehr aufhalten. Die Freundlichkeit der Menschen treibt uns weiter, gibt uns Kraft für den nächsten Schritt. Unsere Herberge ist kalt, ein altes Gebäude. Doch das ist egal. Es ist trocken, gibt essen und wir können uns ausruhen. Was auch kommt, wir halten zusammen. (Noomi Thormann aus Villafranca del Bierzo)

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anke Bachmann (Mittwoch, 16 September 2015 16:52)

    Ihr Lieben, den Ruhetag habt ihr euch wirklich sehr verdient. Außerdem bietet die Altstadt ja sehr viele Sehenswürdigkeiten. Vielleicht reicht es auch „nur“ die Atmosphäre zu genießen. Lasst es euch gut gehen, Liebe Grüße an Alle, Anke Bachmann